Das WAFA-Projekt
Die Entwicklung des Trinkwassermoduls im WAFA-Projekt ist eine länderübergreifende ELFA-Maßnahme im Rahmen des „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)“. ELFA-Maßnahmen folgen dem Prinzip „Ein Land für alle“ – dabei übernimmt ein Bundesland die Federführung für die zentrale Entwicklung und Bereitstellung eines digitalen Dienstes, der in mehreren Bundesländern zum Einsatz kommt. Kooperierende Länder begleiten aktiv den Entwicklungsprozess, etwa durch das Testen von Vorversionen, und implementieren die Lösung in ihren jeweiligen ÖGD-Strukturen.
Für den Wasserbereich Trinkwasser liegt die Federführung beim Freistaat Bayern. Die operative Projektleitung obliegt dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP). Der Freistaat Thüringen ist als aktiver Projektpartner eingebunden – vertreten durch das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV). Diese enge länderübergreifende Zusammenarbeit sichert sowohl die fachliche als auch die technische Tragfähigkeit der Lösung über Landesgrenzen hinweg.
Der Projektzeitplan umfasste alle wesentlichen Phasen – von der Vorbereitung und Konzeptentwicklung über die Vergabe der externen Projektbegleitung und des IT-Realisierungspartners bis hin zur Umsetzungsphase mit Implementierung, Testbetrieb und Fehlerbehebung.
Bereits zu Beginn der Konzeptionsphase wurde eine umfassende Umfrage unter allen 98 Gesundheitsämtern in Bayern und Thüringen durchgeführt. Ziel war es, einen vollständigen Überblick über die eingesetzten Systeme, Nutzungsschwerpunkte, bestehende Schnittstellen und Optimierungsbedarfe zu gewinnen. Auch Anforderungen an eine neue, einheitliche Lösung wurden systematisch erhoben. Die hohe Beteiligung bestätigte das große Interesse der Ämter und unterstrich die Relevanz der neuen Fachanwendung. Gleichzeitig machte die Vielfalt bestehender Lösungen den dringenden Bedarf nach Standardisierung deutlich. Die Ergebnisse lieferten wertvolle Impulse für eine passgenaue und zukunftsfähige Fachanwendung.
Aus der Konzeptionsphase heraus entstand eine umfassende und eine den Bedarfen der Gesundheitsämter entsprechende Leistungsbeschreibung mit einem sehr hohen Detailgrad. Insbesondere fachliche Anforderungen konnten durch die hohe Einbindung der späteren Endnutzer und Stakeholder spezifiziert werden. Im März 2024 konnte die Entwicklung der Fachanwendung europaweit über ein mehrstufiges Verhandlungsverfahren ausgeschrieben werden.
Der Zuschlag erging im zweiten Halbjahr 2024 an einen IT-Realisierungspartner mit einer bestehenden Fachanwendung im Bereich Wasserhygiene. Damit konnte nahtlos an die Ergebnisse der Konzeptionsphase angeknüpft und direkt in die Umsetzung übergegangen werden. Um Anforderungen frühzeitig, schnell und praxisnah mit den späteren Endanwendern der Wasser-Fachanwendung abstimmen zu können und gleichzeitig die Akzeptanz zu erhöhen, wurde im Februar 2025 das WAFA-Expertenboard ins Leben gerufen. Es setzt sich aus Vertretenden von neun Gesundheitsämtern zusammen, welche die Umsetzung der Anwendung mit Fachwissen aus der Praxis unterstützen.
Unmittelbar nach dem Zuschlag erfolgten erste Praxistests der Bestandsanwendung mit zwei Gesundheitsämtern aus Bayern und Thüringen. Die Gesundheitsämter sind eng in die Projektarbeit eingebunden. Sie bilden in der Projektorganisation die Schnittstelle zur Praxis, da sie später nutzerseitig die größten Berührungspunkte mit den Projektergebnissen haben werden. So werden etwaige Bedenken, Anregungen und Feedback frühzeitig agil berücksichtigt.
Bevor der flächendeckende Rollout der Wasser-Fachanwendung beginnt, steht das Projekt derzeit in einer entscheidenden Phase der Optimierung und Evaluation. Im engen Austausch mit den eingebundenen Gesundheitsämtern werden die Funktionalitäten der Anwendung weiter geschärft, auf Praxistauglichkeit überprüft und angepasst. Der anschließende Rollout der Wasser-Fachanwendung im Jahr 2026 verfolgt das Ziel, eine einheitliche und effiziente digitale Lösung für den Trinkwasserbereich in den Gesundheitsämtern Bayerns und Thüringens zu etablieren. Dabei umfasst der Rollout nicht nur die technische Einführung, sondern auch die fachliche und methodische Begleitung, um eine nachhaltige Implementierung zu gewährleisten.
Im Sinne der Fördervorgaben des Pakts ÖGD ist eine Mitnutzung des Trinkwassermoduls durch weitere Bundesländer möglich. Damit gewinnt das Projekt über die Landesgrenzen hinaus an Bedeutung.