Hintergrund der Initiative
Bund und Länder haben 2020 den Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) beschlossen. Damit soll der ÖGD in ganz Deutschland ausgebaut, modernisiert und vernetzt werden. Im Rahmen dieses Pakts wird auch die Entwicklung der Fachanwendung für den Bereich Wasserhygiene vorangetrieben – konkret durch zwei unabhängige Projekte, die jeweils unterschiedliche fachliche Schwerpunkte setzen.
Das WAFA-Projekt konzentriert sich auf die Anforderungen im Bereich Trinkwasserhygiene, während das WinS-Projekt inhaltlich an die Ergebnisse des WAFA-Projekts anknüpft und die bestehende Fachanwendung um die infektionsschutzbezogenen Anforderungen aus dem Bereich Badebeckenwasser und Badegewässer ergänzt.
Ziel ist die Entwicklung einer integrierten Wasser-Fachanwendung, die durch die Kombination von beiden Projektergebnissen alle relevanten Prozesse der Wasserhygiene in einer übergreifenden, einheitlichen Lösung vereint.
Die Qualität von Trinkwasser, Badebeckenwasser und Badegewässern unterliegt einer Vielzahl EU-weiter, nationaler und regionaler gesetzlicher Vorgaben. Für die Einhaltung dieser Standards arbeiten zahlreiche Akteure eng zusammen. Eine zentrale Rolle kommt dabei den Gesundheitsämtern zu, die mit wichtigen Überwachungsaufgaben betraut sind.
Je nach Wasserbereich – Trinkwasser, Badebeckenwasser oder Badegewässer – unterscheiden sich die gesetzlichen Anforderungen. Die Gesundheitsämter sorgen dafür, dass Betreiber ihren gesetzlichen Pflichten nachkommen, führen Begehungen sowie teilweise eigene Probennahmen durch und werten Untersuchungsergebnisse aus. Grenzwertüberschreitungen werden erfasst, bewertet und führen bei Bedarf zu gezielten Maßnahmen – etwa zur vorübergehenden Stilllegung eines Trinkwasserbrunnens.
Die Gesundheitsämter übernehmen umfassende Aufgaben im Bereich der Risikobewertung: Sie analysieren hygienische Ereignisse, erstellen Ereignismeldungen und erfüllen Berichtspflichten – sowohl an Landesbehörden als auch übergeordnet an den Bund. Zahlreiche dieser Prozesse werden bereits im Status Quo (teilweise) digital unterstützt – ein Trend, den die Wasser-Fachanwendung aufgreift, weiter vorantreibt und professionalisiert.
Die Fachanwendungen im Bereich Wasserhygiene unterscheiden sich derzeit stark zwischen den Gesundheitsämtern. Diese Vielfalt verzögert interne Abläufe, behindert den Datenaustausch und erschwert die Berichterstattung an übergeordnete Stellen. Zudem sind überregionale Datenanalysen nur mit sehr viel manuellem Aufwand möglich. Mit der neuen Fachanwendung wird eine einheitliche, digitale Lösung bereitgestellt – für effizientere Prozesse, bessere Zusammenarbeit und eine langfristig verlässliche Datenbasis auf allen Ebenen.
Der institutionsübergreifende Datenaustausch im Bereich Trinkwasserhygiene wird durch leistungsfähige Schnittstellen sichergestellt, die die Anbindung an vor- und nachgelagerte Systeme sowie Bundesanwendungen (z. B. WasserBLIcK) ermöglichen. Besonders hervorzuheben ist die Integration in das Projekt "SHAPTH"(„Schnittstellenharmonisierung und Austauschplattform Trinkwasserhygiene“), das ein bundesweit einheitliches Datenformat (XWasser) und eine zentrale Austauschplattform für Trinkwasseranalysen (SHAPTH) geschaffen hat.
Die SHAPTH-Schnittstelle wird vollumfänglich in die Wasser-Fachanwendung integriert werden – für einen medienbruchfreien Datenaustausch und eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsämtern, zugelassenen Untersuchungsstellen und Betreibern von Wasserversorgungsanlagen.